Insel meiner Sehnsucht Roman by Josie Litton

Insel meiner Sehnsucht Roman by Josie Litton

Autor:Josie Litton [Litton, Josie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-641-04000-0
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2012-10-09T10:20:23+00:00


12

»Prinzessin Kassandra ist nicht hier, Lord Hawk«, teilte ihm eine Dienerin mit, eine schlanke ältere Frau mit einer dunklen, von Silberfäden durchzogenen Zopfkrone.

»Sind Sie Sida?«

»Ja, Lord Hawk«, bestätigte sie erfreut.

»Eigentlich dachte ich, die Prinzessin wollte sich zurückziehen.«

»Vor ein paar Minuten ist sie fortgegangen. Wenn Sie sich sputen, werden Sie Prinzessin Kassandra vielleicht einholen.« Sie zeigte in den Flur, der die Privaträume der königlichen Familie mit einer schmalen Tür verband. »Dort hindurch, Lord Hawk.«

Royce befolgte die Anweisung und stieg eine Wendeltreppe hinab, gelangte zu einer weiteren Tür und öffnete sie. Erstaunt betrachtete er einen Pfad, der zur Stadt führte. Kassandra ließ sich nirgends blicken. Und er konnte sich auch nicht vorstellen, warum sie diese Richtung eingeschlagen haben sollte. Die Stufen wanden sich noch tiefer hinab. Nachdem er die Tür geschlossen und eine Laterne von einem Wandhaken genommen hatte, setzte er seinen Weg nach unten fort.

Er erinnerte sich an die ausgedehnten Katakomben der Bibliothek und nahm an, er würde eine ähnliche Ebene erreichen. Stattdessen drang er immer weiter ins Innere der Erde vor. Die Temperatur sank spürbar, und er roch – nicht das Meer, sondern mineralhaltige Quellen, wie in Bath, das er vor einigen Jahren besucht hatte.

Schließlich endete die Treppe in einem großen Raum. Als er die Laterne hochhielt, sah er einige hundert lebensgroße Statuen von Männern und Frauen in Wandnischen stehen, so naturgetreu nachgebildet, dass er beinahe glaubte, sie würden sich jeden Moment bewegen.

Durch einen breiten Torbogen verließ er den gefliesten Boden des Raums und betrat das feuchte, kühle Erdreich einer Höhle. Ringsum steckten Lampen in eisernen Ringen an den Wänden. Einige brannten und erhellten eine unterirdische Halle vom Ausmaß europäischer Kathedralen. Hoch oben glänzten weiße, rosarote und grüne Stalaktiten. Aus dem Boden ragten ähnliche Stalagmiten und formten Gänge, die zu einem Felsblock am anderen Ende der Grotte führten.

Dort stand Kassandra, in schimmerndes Weiß gehüllt. Dichte schwarze Locken fielen auf ihren Rücken hinab. Wie immer bei ihrem Anblick erhitzte sich sein Blut, was er zu ignorieren suchte. Dabei half ihm die Neugier auf seine Umgebung, wenn auch nur ein wenig.

Während er auf sie zuging, dämpfte der Erdboden seine Schritte. Er wusste, dass er ihre Privatsphäre störte, und es widerstrebte ihm. Trotzdem fühlte er sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen. Im Lampenlicht funkelte – etwas Rotes.

Verwundert rieb er sich die Augen. Ein Rubin? Nein, unmöglich. Und doch – aus dem Felsblock erhob sich ein riesiger Rubin, in dem das Feuer der Erde zu lodern schien.

Kassandras Hände lagen darauf, ihre Augen waren geschlossen, die Gesichtszüge wirkten gefasst. Dann zitterte sie plötzlich und sank in sich zusammen.

Erschrocken lief er zu ihr und hielt sie fest, ließ sie vorsichtig zu Boden gleiten und kniete neben ihr nieder. »Was stimmt denn nicht, Kassandra?«

Sie antwortete nicht sofort. Reglos lag sie in seinen Armen. Ihre Haut fühlte sich kalt an, noch kälter als die Höhlenluft.

Nach einer Weile hob sie die Lider und starrte ihn blicklos an.

»Bitte, Kassandra!«, flehte er leise und neigte sich über sie, um sie mit seinem Körper vor Gefahren zu schützen, die womöglich im Dunkel lauerten, und um sie zu wärmen.



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